Main image for post Future. Work. Today. –  Der Guide durch die Arbeitswelt 2030
  • In Zukunft wird sich die Arbeiterlosigkeit verstärken und den Arbeitsmarkt grundlegend verändern.
  • Diese Entwicklung wird sich nicht nur darauf auswirken, wie Jobsuchende und Unternehmen zusammenfinden, sondern auch wie sich unsere Belegschaft zusammensetzen wird.
  • Unsere Ergebnisse zeigen, dass Arbeitnehmende in den USA und dem UK bereits über ihre vorteilhafte Verhandlungsposition bewusst sind.
  • Deutsche Arbeitnehmende (mit Ausnahme der jüngeren Generation) sind sich noch nicht über ihre Verhandlungsmacht bewusst, erwarten jedoch eine Verbesserung in den kommenden Jahren - während Führungskräfte und Recruiter schon jetzt Arbeitnehmende in der besseren Position sehen.
  • Generell sind Beschäftigte aus den USA und dem UK zuversichtlich, dass der Bewerbungsprozess zukünftig durch Standardisierung und Automatisierung effizienter wird. Deutsche Arbeitnehmende schätzen die eher traditionellen Recruitingprozesse, wie ein persönliches Kennenlernen.

Vergleich der Verhandlungsposition 2022 in GB/USA/DE

Betrachtet man die Arbeitsmärkte, so zeigt sich, dass die Zahl der offenen Stellen in allen drei Ländern im Vergleich zur Zeit vor dem Zusammenbruch gestiegen ist. Seit 2019 sind die offenen Stellen in den USA um 56 %, in Großbritannien um 51 % und in Deutschland um 25 % gestiegen. In den USA und in Großbritannien ist die Situation für Arbeitnehmer*innen sogar noch besser als in Deutschland. Selbst wenn jede*r Arbeitslose in den USA einen Job finden würde, gäbe es immer noch fast 5 Millionen offene Stellen. Angesichts der beschriebenen Entwicklungen scheint es, dass die beiden anderen Märkte zumindest den gleichen Weg einschlagen.

USA

Die Befragten aus den USA sind heute ziemlich zuversichtlich, was ihre Situation auf dem Arbeitsmarkt angeht – und sie erwarten nicht, dass sich daran im Jahr 2030 etwas ändern wird (+4). Die Ergebnisse sind ein perfektes Spiegelbild der so genannten "Great Resignation". Die Menschen kündigen ihre Jobs in Rekordtempo. Der Jobboom nach der Corona-Pandemie erlaubt es ihnen, zu besseren Jobs, höherer Bezahlung und besseren Bedingungen zu wechseln. Am zuversichtlichsten schätzen die Befragten ihre Verhandlungsposition in den Bereichen Verwaltung, Finanzen, Wirtschaftsprüfung oder Versicherungen, IT und Technologie, Marketing, Werbung und Kommunikation sowie Personalwesen ein.

Deutschland

Überraschenderweise schätzen die Befragten aus Deutschland ihre Verhandlungsposition auf dem Arbeitsmarkt derzeit nicht so gut ein wie erwartet (-1 auf einer Skala von -10 bis 10), erwarten aber bis 2030 eine deutliche Verbesserung (+3). Der Unterschied zwischen den Berufsfeldern ist vor allem in Deutschland deutlich: Personen in Dienstleistungsberufen (z.B. Bildung, Verwaltung, Design, Marketing, Medien und Kommunikation, Service, Verkauf) schätzen ihre Verhandlungsposition heute als schlecht ein (-1 bis -4). In allen Berufsfeldern verbessert sich die Einschätzung jedoch bis 2030. Wie ist das zu interpretieren? Die Deutschen sind sich nicht bewusst, wie gut ihre Verhandlungsposition auf dem Arbeitsmarkt bereits ist. Das könnte eine überzeugende Erklärung dafür sein, warum es bisher keine Great Resignation gibt. Allerdings wissen die Befragten unter 30 Jahren bereits um ihre guten Chancen, was darauf hindeutet, dass sich ein einflussreicher Sinneswandel anbahnt.

Großbritannien

Die Befragten aus Großbritannien schätzen ihre Verhandlungsposition gegenüber den Unternehmen derzeit als leicht positiv ein (+2) und erwarten bis 2030 eine leichte Verbesserung (+3). Diese Einschätzung überrascht nicht, da der Brexit die Arbeiterlosigkeit in Großbritannien in den Sektoren, die am stärksten von EU-Arbeitskräften abhängig sind, im vergangenen Jahr noch verstärkt hat. In den drei Monaten vor Juli sank die Arbeitslosenquote auf den niedrigsten Stand seit Juli 1974. Die Befragten unter 20 Jahren schätzen ihre Verhandlungsposition am besten ein (+4), gefolgt von den Befragten zwischen 20 und 49 Jahren (+3). Während die Befragten unter 20 Jahren sogar erwarten, dass sich ihre Position bis 2030 leicht verbessern wird, gehen die Befragten zwischen 20 und 49 Jahren davon aus, dass ihre Verhandlungsposition gleich bleiben wird. Es bleibt jedoch offen, welche Auswirkungen die derzeitigen Rezessionstendenzen haben werden, insbesondere in Großbritannien.

Kernergebnisse Verhandlungsmacht:

Die Befragten aus den USA sind zuversichtlich. Die Arbeitnehmenden sind sich ihrer vorteilhaften Position auf dem Arbeitsmarkt bewusst. Sie glauben, dass die Arbeitnehmenden heute und auch im Jahr 2030 mehr Verhandlungsmacht haben als die Unternehmen.

Die Befragten aus Großbritannien sind der Ansicht, dass die Arbeitnehmenden heute etwas mehr Verhandlungsmacht haben als die Unternehmen und erwarten, dass sich ihre Position bis 2030 sogar noch verbessern wird.

Die Befragten aus Deutschland hingegen sind sich ihrer Verhandlungsmacht nicht bewusst. Sie glauben, dass die Unternehmen immer noch eine größere Verhandlungsmacht haben, erwarten aber bis 2030 eine starke Verschiebung zugunsten der Arbeitnehmenden.

Vor allem junge Menschen aus den USA, Großbritannien und Deutschland sind sich ihrer Verhandlungsmacht und ihrer vorteilhaften Ausgangsposition auf dem Arbeitsmarkt bewusst und gehen nicht davon aus, dass sich diese in den kommenden Jahren verschlechtern wird.

Zukünftiger Arbeitsmarkt

Die Bevölkerungsentwicklung deutet darauf hin, dass es in den USA und Großbritannien sowie in Deutschland in Zukunft einen zunehmenden Mangel an Arbeitskräften geben wird. Trotz der ständig steigenden Zahl von migrierenden Personen in den USA und Großbritannien schrumpft der Anteil der arbeitenden Bevölkerung, während der Anteil der Rentner*innen steigt. Insbesondere in Deutschland wird der Anteil der älteren Menschen an der Gesamtbevölkerung bis 2050 fast 30 % erreichen. In Anbetracht dieser zunehmenden Arbeiterlosigkeit haben wir die Teilnehmer*innen gefragt, inwieweit sie bestimmten Aussagen über ihren jeweiligen Arbeitsmarkt zustimmen.

Die Befragten aus allen drei Ländern sind zuversichtlich, dass Menschen, die in Berufen arbeiten, die nicht automatisiert werden können, in Zukunft von verbesserten Stellenangeboten profitieren werden und, dass die Unternehmen besonders attraktive und flexible Angebote für ältere Arbeitnehmende schaffen werden, um sie länger im Berufsleben zu halten. Die Befragten aus den USA und Großbritannien glauben, dass die Menschen zunehmend nicht mehr an einen festen Arbeitsplatz gebunden sein werden und stattdessen Arbeit von eher untraditionellen Arbeitgebern, wie z. B. Freiberufler*innen, annehmen werden. Die deutschen Befragten waren in dieser Hinsicht eher geteilter Meinung. Obwohl Deutschland mit der größten Schrumpfung der Erwerbsbevölkerung konfrontiert sein wird, waren die Befragten in Bezug auf Zuwanderung und Gig Economy überraschend zurückhaltend.

Wie erwartet nimmt die Zustimmung zur Zuwanderung in Deutschland mit dem Alter ab. Während 75 % der unter 20-Jährigen eine Förderung der Zuwanderung befürworten, sind es bei den über 60-Jährigen nur noch 49 %. Im Vergleich zu den Älteren sind die Jüngeren optimistischer, was die künftige Chancengleichheit, die Etablierung von Freelancing oder Gig Economy und den Anstieg der Gehälter in Deutschland angeht. Insgesamt zeigen die Befragten aus Großbritannien im Vergleich zu Deutschland und den USA die größte Zustimmung der Förderung der Zuwanderung für den wirtschaftlichen Erfolg ihrer jeweiligen Länder. Dies ist keine Überraschung angesichts des Fachkräftemangels nach dem Brexit und des schrumpfenden Pools an leicht verfügbaren EU-Arbeitskräften.

Von allen Aussagen zeigten die Befragten die geringste Zustimmung, dass die Durchschnittsgehälter in Großbritannien deutlich steigen werden. Die Befragten aus den USA zeigen insgesamt eine hohe Zustimmung zu allen Aussagen mit Ausnahme der Förderung der Einwanderung und des Anstiegs der Durchschnittsgehälter in den USA. Es gibt einen signifikanten Unterschied in der Befürwortung der Einwanderung zwischen Menschen, die in städtischen, vorstädtischen und ländlichen Gebieten leben: 72 % der Menschen, die in städtischen Gebieten leben, stimmen zu, dass die Einwanderung stärker gefördert werden muss, verglichen mit 58 % der Menschen, die in vorstädtischen und 50 % der Menschen, die in ländlichen Gebieten leben.

Zukunft des Recruitings

Diese oben beschriebenen Trends werden sich auch darauf auswirken, wie Unternehmen neue Mitarbeiter*innen einstellen. Wir wollten daher von den Befragten wissen, wie sich ihrer Meinung nach der Bewerbungsprozess verändern wird. Unsere Ergebnisse zeigen: Die Befragten sind sich einig, dass der Recruitingprozess durch Standardisierung und Automatisierung deutlich effizienter werden wird. 70 bis 80 % der Befragten aus den USA, Großbritannien und Deutschland sind sich einig, dass Bewerbungen so standardisiert werden, dass ein Klick oder Swipe auf dem Smartphone ausreicht und beide Seiten sofort über eine mögliche Übereinstimmung informiert werden, während die deutschen Befragten im Vergleich zu den USA und Großbritannien die geringste Zustimmung zeigen. In Deutschland ist die Zustimmung zu technischen Lösungen eher gering (außer bei den unter 20- bis 30-jährigen Befragten), aber die Befragten zeigen ein hohes Maß an Zustimmung zu den traditionellen Rekrutierungspraktiken. In Bezug auf traditionelle Rekrutierungspraktiken stimmen die Befragten aus allen drei Ländern zu, dass die Menschen weiterhin in der Lage sein werden, offene Stellen zu suchen oder zu finden und sich bei Unternehmen zu bewerben (USA 86 %; GB 89 %; GER 92 %), und dass persönliche Vorstellungsgespräche weiterhin der entscheidende Faktor sein werden, wobei die deutschen Befragten die höchste Zustimmung zeigen (USA 82 %; GB 72 %; GER 92 %).

Fazit

Die Reaktionen auf die Corona-Pandemie haben einen Wandel eingeleitet und beschleunigt, den wir uns vor drei Jahren nicht hätten vorstellen können. Die Digitalisierung wurde vorangetrieben, unsere Arbeitsweisen und Flexibilitätsanforderungen haben sich grundlegend verändert, Millionen von Menschen haben im Zuge der Great Resignation ihren Arbeitsplatz gewechselt, und gleichzeitig treffen uns der demografische Wandel und die daraus resultierende "Arbeiterlosigkeit" hart. All diese Entwicklungen haben zu einer Machtverschiebung geführt, bei der vor allem die Arbeitnehmenden gewinnen. Unsere Ergebnisse zeigen, dass sich Arbeitnehmende aus den USA und Großbritannien ihrer guten Ausgangsposition auf dem Arbeitsmarkt bereits bewusst sind und nicht damit rechnen, dass diese sich verschlechtern wird. In Deutschland zeigt sich der Trend bereits bei den jüngeren Generationen, die sich dem bereits bewusst sind. In Deutschland wird die große Verschiebung jedoch erst in den kommenden Jahren erwartet. Die Befragten aus den USA und Großbritannien glauben, dass die Beschäftigungsverhältnisse und -angebote für ältere Menschen zunehmend flexibler werden und dass die Recruitingprozesse zunehmend standardisiert und automatisiert werden. Die deutschen Befragten sind in dieser Hinsicht ambivalenter und gehen davon aus, dass die traditionellen Recruitingmethoden beibehalten werden.

Download

Laden Sie unsere Infografik hier herunter und sehen Sie auf einen Blick, wie sich die Arbeitswelt in den nächsten Jahren verändert.

Weitere Insights

Erfahren Sie weitere Studienergebnisse aus UK bei Totaljobs, aus den USA bei Recruitonomics von Appcast und aus Deutschland bei StepStone Wissen.