Main image for post Eltern zurück im Beruf: Vom Kinderzimmer zum Arbeitsplatz

Wichtige Erkenntnisse

  • In Deutschland wechseln 35 % der Frauen nach der Elternzeit ihren Arbeitgeber, während in Großbritannien nur 11 % wechseln.
  • 26 % der Frauen finden sich nach der Elternzeit in weniger anspruchsvollen Positionen wieder, wobei die Mehrheit zudem ihre Arbeitsstunden reduziert.
  • Die Auswirkungen sind langfristig: Mehr als jede zweite Person ändert aufgrund von Kindern ihre beruflichen Ziele.
  • 65 % der Befragten wären dazu bereit, finanzielle Abstriche zu machen, wenn der Arbeitgeber besonders familienfreundlich ist.
  • Angesichts von Arbeiterlosigkeit und demografischem Wandel ist es entscheidend, die Arbeitskraft von Eltern aufrechtzuerhalten. Arbeitgeber können Talente gewinnen und binden, indem sie familienfreundliche Unterstützung anbieten.

Arbeitgeber- und Positionswechsel nach der Elternzeit

Offizielle deutsche Arbeitsmarktstatistiken zeigen, dass die Erwerbsbeteiligung von Frauen unter 45 Jahren erheblich variiert, abhängig davon, ob sie Kinder haben. Dabei sind Mütter unterrepräsentiert. Im Gegensatz dazu weisen Männer mit Kindern durchweg eine höhere Erwerbsbeteiligung im Vergleich zu Männern ohne Kinder auf. Obwohl diese offiziellen Statistiken einen Überblick bieten, fehlt ihnen die Detailtiefe, um vollständig zu verstehen, wie Elternwerden das Arbeitsleben beeinflusst. Dies wirft auch wichtige Fragen darüber auf, wie sich Elternwerden direkt auf einzelne Arbeitgeber und auf die Eltern selbst auswirkt – eine essenzielle Thematik, die durch die Ergebnisse unserer jüngsten Umfragen unterstrichen wird.

In Deutschland verlassen mehr als ein Drittel der Frauen (35 %) ihren Arbeitgeber nach der Elternzeit, und nur 48 % kehren zu ihren vorherigen Positionen zurück. Hingegen entscheiden sich zwar 17 % bei ihrem Arbeitgeber zu bleiben, wechseln jedoch zu anderen Positionen. In Großbritannien scheint die Situation etwas positiver zu sein, da nur 11 % der Frauen ihren Arbeitgeber nach der Elternzeit verlassen. Interessanterweise kehren 71 % zu ihren früheren Positionen beim gleichen Arbeitgeber zurück, und 18 % entscheiden sich im Unternehmen auf einer anderen Position zu bleiben.

Dennoch wird deutlich, dass es erhebliches Verbesserungspotenzial bei der Unterstützung der Rückkehr von Eltern an den Arbeitsplatz sowohl in Deutschland als auch in Großbritannien gibt.

Unzureichender Job-Person-Fit nach der Elternzeit

Die meisten Frauen äußern den gleichen Wunsch: nahtlos an ihre Karriere anzuknüpfen, unabhängig von ihrem Elternstatus. Dennoch finden sich eine von vier Frauen bei ihrer Rückkehr in weniger anspruchsvollen Positionen wieder, was zu einem Gefühl der Unstimmigkeit zwischen ihren Aufgaben und Fähigkeiten führt. Dieser unzureichende Job-Person-Fit wirkt sich negativ auf Produktivität und Arbeitsleistung aus – ein Aspekt, dem Arbeitgeber zweifellos besondere Aufmerksamkeit schenken sollten. Allerdings betrifft dies nicht nur die individuelle Produktivität: Die Reduzierung der Arbeitsstunden nach der Elternzeit beeinträchtigt zusätzlich die Gesamtarbeitsleistung und erzeugt den Anschein, die Erwerbsbeteiligung von Müttern erfolgreich zu steigern. Die Elternschaft scheint ebenso eine langfristige Wirkung auf Karriereambitionen zu haben: 49 % der deutschen Eltern und 65 % der britischen Eltern geben an, dass sich ihre Karriereambitionen vollständig verändert oder verschoben haben, mit der Befürchtung, dass sie möglicherweise nicht mehr erreichbar sind.

Kindertagesbetreuung und die Reduzierung der Arbeitsstunden

Insgesamt reduzieren 74 % der deutschen Mütter und 73 % der britischen Mütter ihre Arbeitsstunden bei der Rückkehr zur Arbeit. Ebenso reduzieren 17 % der deutschen Väter und 64 % der britischen Väter ihre Arbeitsstunden. Der Hauptgrund dafür ist die Kinderbetreuung. 66 % der Personen, die ihre Arbeitsstunden reduziert haben, möchten jedoch mehr arbeiten, entweder in Vollzeit (35 bis 40 Stunden pro Woche) oder vollzeitnah (30 bis 35 Stunden pro Woche), vorausgesetzt, ihre Kinderbetreuung ist gesichert. Es handelt sich jedoch um eine komplexe Thematik, die die Berücksichtigung einer Vielzahl von Faktoren erfordert, darunter gesellschaftliche Geschlechterrollen, rechtliche Bestimmungen zur Elternzeit in den jeweiligen Ländern sowie die Organisation und Kapazität der Kindertagesbetreuung. In Zeiten von Arbeiterlosigkeit sollte der Trend weg von der Verpflichtung der Eltern zu Teilzeitarbeit zur Sicherstellung der Kinderbetreuung gehen. Dies erfordert Veränderungen in der Organisation der Kinderbetreuung auf politischer Ebene sowie die Entwicklung familienfreundlicher Unterstützungsoptionen am Arbeitsplatz.

Aktuelle Unterstützung für Mütter nach der Elternzeit

Nach der Elternzeit empfinden in Deutschland 42 % der Frauen, dass sie keine Unterstützung beim Wiedereinstieg in die Arbeitswelt erhalten haben. In Großbritannien ist die Situation etwas besser, aber dennoch nicht ausreichend, da jede dritte Frau (30 %) angibt, keine Unterstützung vom Arbeitgeber nach der Elternzeit erhalten zu haben. Wenn Frauen Unterstützung erhalten, erfolgt dies hauptsächlich in Form flexibler Arbeitsregelungen. Danach erwähnen nur 10 % der deutschen Mütter regelmäßige Meetings und Check-ins mit ihren Vorgesetzten, und 8 % nennen Möglichkeiten zur weiteren Kompetenzentwicklung. In Großbritannien sind diese Zahlen etwas vielversprechender, nämlich bei 19 % bzw. 15 %.


Die Chance, familienfreundliche Maßnahmen zu ergreifen

65 % der deutschen Befragten sind bereit, finanzielle Abstriche zu machen, wenn ihr Arbeitgeber besonders viele familienfreundliche Maßnahmen anbietet. Zusätzlich haben die Befragten die Arten von Maßnahmen konkretisiert, die am hilfreichsten für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wären.

Dies deutet auf einen möglichen Weg hin, wie Arbeitgeber familienorientierter werden können, und betont die Bereitschaft von Mitarbeiter*innen, in einer familienfreundlichen Umgebung zu arbeiten. Während dieser Artikel die Situation von Frauen und ihrer Rückkehr an den Arbeitsplatz in den Mittelpunkt stellt, sollten Väter nicht übersehen werden. Selbstverständlich gibt es auch Väter, die nach der Elternzeit Karriereanpassungen vornehmen, um die Kinderbetreuung zu übernehmen. Dies steht im Einklang mit sich entwickelnden gesellschaftlichen Normen, die die vielfältigen Rollen der Eltern und die Diversität von Familien anerkennen, um zu einer ausgewogeneren und inklusiveren beruflichen Landschaft beizutragen.

Über die Studie

Dieser Artikel basiert auf zwei Studien, die von The Stepstone Group durchgeführt wurden und sich auf die Erfahrungen von Eltern in der Arbeitswelt in Großbritannien (von Totaljobs) und Deutschland (von Stepstone) konzentrieren. An der britischen Studie nahmen im Juni 2023 etwa 3.000 Eltern mit Kindern unter 4 Jahren teil. In Deutschland beteiligten sich von Ende September bis Mitte Oktober 2023 etwa 2.000 Eltern mit Kindern unter 10 Jahren. Die deutsche Studie ist Teil eines größeren Studienprojektes „Working Parents & Beyond", an dem 12.000 Befragte teilnahmen. Dieses Projekt untersucht das Gleichgewicht zwischen beruflichen Anforderungen und Work-Life-Balance für 6.000 Eltern sowie 6.000 Personen ohne Kinder. Sowohl die britische als auch die deutsche Studie sind repräsentativ für die jeweilige Erwerbsbevölkerung.

Dieser Artikel befasst sich speziell mit den unterschiedlichen Arbeitsplatzerfahrungen von Frauen und Männern nach der Elternzeit. Unsere Studie untersucht jedoch umfassend die Erfahrungen von Eltern aller Geschlechter, ungeachtet ihrer Familienstrukturen. The Stepstone Group anerkennt und schätzt die Vielfalt aller Familien.